werke von hein wimmer identifizieren

Verantwortliche in Kirchengemeinden wie Geistliche, Küster und Gemeindemitglieder stehen genau wie Kunsthistoriker in kirchlichen Inventarisierungsprojekten häufig vor dem Problem, kirchliche Kunstgegenstände nicht zuordnen zu können, da keine ausreichenden Informationen über den Auftrag bzw. Kauf der Objekte mehr vorliegen und Zeitzeugen nicht mehr vor Ort sind.

Eine besondere Problematik stellt hierbei das mobile liturgische Gerät dar, wie zum Beispiel der Priesterkelch, welcher den Geistlichen an den verschiedenen Stationen seines Lebens begleitet und danach in seiner letzten Gemeinde oder in Familienbesitz verbleibt oder durch Schenkung/Stiftung an andere Stelle gelangen kann. Der Bezug zum ursprünglichen Einsatzort und das Wissen über den Künstler gehen oftmals schon nach wenigen Jahrzehnten verloren.

Hein Wimmers Meisterzeichen

Für die Zuordnung von liturgischem Gerät aus Edelmetall, den Vasa sacra und Vasa non sacra, stellt die beste und zuverlässigste Herangehensweise eine Überprüfung des Meisterzeichens dar. Das Meisterzeichen oder der Meisterstempel ist eine individuelle Marke des Gold- und Silberschmiedemeisters, mit der er seine Arbeiten kennzeichnet.

Das Meisterzeichen wird mit einer Punze in das Werkstück eingeschlagen. Eine Punze ist ein Schlagstempel zur Metallbearbeitung, deren eines Ende der jeweiligen Anwendung – hier mit dem Meisterzeichen – gemäß geformt ist, auf das andere, plane Ende wird mit dem Hammer geschlagen.

Die Meisterzeichen von Gold- und Silberschmieden sind bekannt und bei der Innung in Verzeichnissen erfasst. Die Künstler/Kunsthandwerker entwerfen ihre Meisterzeichen selbst, oftmals mit einem Bezug zu ihrem Namen.

Hein Wimmer führte im Laufe seiner beruflichen Tätigkeit zwei verschiedene Meisterzeichen. Das erste Meisterzeichen hat die Form eines Efeublattes mit langgezogenen Blattspitzen. Hein Wimmer nannte diese Darstellung „Bergischer Efeu“, möglicherweise mit Bezug auf seine Zeit in der Altenberger Werkschar. Die Nutzung dieses Meisterzeichens ist nach aktuellem Stand belegt bis 1939.

Nach dem Zweiten Weltkrieg verwendete er ein neues Meisterzeichen in der Form einer Schale mit einer Traube. Die Schale stellt eine sogenannte „Wimme“ dar, ein Gerät aus dem Weinbau, in welchem bei der Lese Trauben gesammelt werden. Wimme und Traube stehen für die Nachnamen von Hein Wimmer und seiner Ehefrau und Mitarbeiterin Trude Wimmer, geborene Weingärtner.

Liturgisches Gerät, welches das Efeu- oder Traube in Schale-Meisterzeichen trägt, kann eindeutig Hein Wimmer zugeordnet werden. Darüber hinaus erlauben die beiden Stempel auch eine erste zeitliche Entstehungshistorie vor oder nach dem Zweiten Weltkrieg.

Die originalen Punzen mit den Meisterzeichen Hein Wimmers befinden sich im Hein Wimmer Archiv. Dort werden auch Fotos und Dokumente wie Korrespondenz mit Auftraggebern und Entwurfsskizzen aufbewahrt, die eine sichere Identifizierung und Zuordnung von Arbeiten ermöglichen.

 
Erstes Meisterzeichen v. Hein Wimmer “Efeublatt”, Nutzung belegt bis mindestens 1939; Hein Wimmer Archiv

Erstes Meisterzeichen v. Hein Wimmer “Efeublatt”, Nutzung belegt bis mindestens 1939; Hein Wimmer Archiv

Zweites Meisterzeichen v. Hein Wimmer, “Traube in Schale”, Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg; Hein Wimmer Archiv

Zweites Meisterzeichen v. Hein Wimmer, “Traube in Schale”, Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg; Hein Wimmer Archiv